3. Niederwerfung Preußens.
23
Im Frieden zu Preßbnrg, der noch in demselben Jahre zustande kam, mußte Österreich Venezien an Italien abtreten, Tirol und Vorarlberg an Bayern, andre Besitzungen an Württemberg und Baden. Diese drei deutschen Staaten hatte Napoleon zu einem Bündnis mit Frankreich veranlaßt. Außer der Gebietserweiterung wurden Bayern und Württem-berg als Königreiche von Napoleon anerkannt. Österreich hatte seine letzte Besitzung in Italien verloren und hatte auch deutsches Gebiet eingebüßt. Der König von Neapel verlor sein Königreich, behauptete sich aber mit englischer Unterstützung in Sizilien. Bezeichnend sür den Übermut, mit dem Napoleon nicht willfährige Fürsten behandelte, ist sein Brief an den König von Neapel nach der Schlacht bei Austerlitz: „Die Dynastie Bourbon in Neapel hat aufgehört zu regieren." Das Königreich Neapel übertrug Napoleon seinem Bruder Joseph; sein Schwager Joachim Murat, Gemahl seiner Schwester Karoline, erhielt das Großherzogtum Berg, das aus den ehemaligen Herzogtümern Kleve und Berg gebildet wurde; die Batavische Republik gab er seinem Bruder Ludwig als Königreich Holland. Dieser Ludwig ist der Vater Napoleons Iii. Italien war als Königreich mit der Krone Frankreichs vereinigt und wurde von seinem Stiefsohn Engen Beauharnais verwaltet. Eugen Beauharnais war ein Sohn der Kaiserin Josephine aus deren erster Ehe mit dem General Beauharnais. Wie die Republik Basallenrepubliken geschaffen hatte, so schuf Napoleon für seine Familie Vasallenkönigreiche.
Von einschneidender Bedeutung für die deutschen Verhältnisse war die Stiftung des Rheinbundes. Die deutschen Staaten mit Ausnahme von Österreich und Preußen sagten sich vom Deutschen Reiche los und traten zum Rheinbund zusammen unter der Schutzherrschaft Napoleons. Daher legte Kaiser Franz Ii. am 6. August 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder. So fand das Deutsche Reich nach tausendjährigem Bestände seinen Untergang in den Stürmen der Napoleonischen Kriege durch die Untreue deutscher Fürsten.
3. Niederwerfung Preußens.
Zu dieser Zeit regierte in Preußen König Friedrich Wilhelm Iii. Im Jahre 1797 war er seinem Vater, Friedrich Wilhelm Ii., gefolgt. Er war ein einfacher, schlichter Mann, religiös und rechtlich gesinnt. So lange wie möglich wünschte er feinem Lande den Frieden zu erhalten. Sah er doch, daß Napoleons Gegner überall unterlagen. Indessen bestand am Hofe und im Lande eine ansehnliche Kriegspartei. Da Preußen feit 1793 "neutral geblieben war, hatten die preußischen Truppen die napoleonifche Art der Kriegführung nur aus der Ferne kennen gelernt; das preußische Heer hatte die notwendige neue Schulung nicht mit durchgemacht. Als Kaiser Alexander I. von Rußland sich der dritten Koalition
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272
Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
begleitete er auch ferner mit lebhaftester Aufmerksamkeit, mit ratenden und warnenden Worten, als ein getreuer Eckart der Nation ihre politische Entwickelung. Indessen wuchs die Begeisterung für den großen deutschen Mann immer höher. Mit unbeschreiblichem Jubel beging das deutsche Volk am 1895.1. April 1895 den achtzigsten Geburtstag des nationalen Helden, des Gründers des deutschen Reichs; und es war ein Tag tiefer nationaler so. Juli Trauer, als er am 30. Juli 1898 durch den Tod hinweggerafft wurde. Lange vor ihm war Graf Moltke gestorben. Am 26.Oktober 1690 war sein neunzigster Geburtstag in ganz Deutschland feierlich begangen worden; noch im März 1891 sprach er im Reichstag, dem er von Anfang an als Abgeordneter angehört hatte. Ohne krank gewesen zu sein, starb er am 24. April 1891.
Zum Reichskanzler hatte der Kaiser an Bismarcks Stelle den General der Infanterie von Caprivi berufen, der nachher zum Grafen erhoben worden ist. 1894 trat an dessen Stelle der im Staatsdienst grau gewordene Fürst von Hohenlohe-Schillingsfürst, der von 1866 bis 1869 bayrischer Minister des Auswärtigen, später deutscher Botschafter in Paris und zuletzt als Nachfolger des Generalfeldmarschalls von Manteuffel Statthalter des Reichslandes Elsaß-Lothringen gewesen war. Ihm folgte 1900 Graf Bülow.
Äußere Auch unter Wilhelm Ii. ist das deutsche Reich einer Politik des d Friedenttreu geblieben. Dem Frieden dienten die Besuche an fremden Höfen, die er machte; ein Hort des Friedens blieb auch ferner das Bündnis mit Österreich und Italien. Auch mit Rußland wurden seit der Thronbesteigung Nikolaus' Ii. wieder herzlichere Beziehungen angeknüpft. Mit England, das die Anfänge der deutschen Kolonialpolitik nicht ohne Eifersucht beobachtet hatte, wurde 1890 ein Vertrag geschlossen; England übernahm das Protektorat von Sansibar, trat aber Helgoland an Deutschland ab. Im Jahre 1897 wurde ein zukunftsreicher Stützpunkt in China, das Gebiet von K i a u t s ch o u, erworben. Im Jahre 1899 verkauften die Spanier, nachdem ihnen die Amerikaner die wichtigsten Stücke ihres Kolonialbesitzes, Cuba und die Philippinen, im Kriege entrissen hatten, den Rest ihres Besitzes in der Südsee, die Karolinen und Marianen, an Deutschland. Als cs Chinesische in China 1900 zu einer Volkserhebung gegen die Fremden kam, viele Expedition. und einge&orcnc Christen niedergemetzelt und der deutsche Ge-
sandte in Peking ermordet wurden, beteiligte sich Deutschland an einer Gesamtunternehmung der Großmächte, schickte zum ersten Male Truppen über See und stellte auch den Oberkommandierenden, den Generalfeldmarschall Grafen W a l d e r f e e. China wurde genötigt, eine Kriegsentschädigung zu
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rl3<fj.
260 Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
eingeführt sind, durch Beiträge der einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung aufzubringen. x-eshfng. An der Spitze der Reichsverwaltung steht nicht ein kollcgialisch gegliedertes Ministerium, sondern allein der Reichskanzler, dem sämtliche Reichsbehörden untergeordnet sind und der zugleich preußischer Ministerpräsident zu sein pflegt. Die Reichsbehörden werden von Staatssekretären geleitet; zu ihnen gehören das auswärtige Amt, das Reichsamt desjnneren, das Reichsmarineamt, das Reichsju st izamt, das R e i ch s s ch a tz a m t, das Reichspostamt, das R e i ch s e i s e n -b a h n a m t.
§ 258. Das Dreikaiserbiindllis. Der Dreibund. Das neue Reich war ein Reich des Friedens; seine starke Wehrkraft sollte dazu dienen, ihm "'reich.den Frieden zu sichern. Besonders zu Frankreich blieb das Verhältnis gespannt. Das Verlangen nach Revanche erfüllte dort weite und einflußreiche Kreise. Die Armee wurde nach deutschem Muster organisiert, sehr verstärkt und die allgemeine Wehrpflicht eingeführt.
Demgegenüber war es die erste Aufgabe der deutschen Staatsmänner, das Vaterland so verteidigungsfähig zu machen,; daß es im Notfall jeden feindlichen Angriff allein zurückzuweisen imstande wäre. „Ein großes Volk besteht nur durch sich selbst und aus eigener Kraft", erklärte Graf Moltke 1874 im Reichstage, als er eine weitere Verstärkung des Heeres befürwortete; und Fürst Bismarck sagte in der berühmten Reichstagsrede, die er im Februar 1888 hielt und in welcher er einen Überblick über Deutschlands auswärtige Politik gab: „Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt!" Doch hielt es der große Staatsmann von vornherein für seine Pflicht, durch B ü n d n i s s e mit anderen Mächten die Machtstellung Deutschlands zu verstärken und den Frieden zu sichern. Zunächst war es ebenso für Kaiser Wilhelm wie für seinen Kanzler ausgemacht, daß Deutschland in erster Linie mit Rußland ein gutes Verhältnis zu wahren habe, dessen Kaiser Alexander Ii., der Neffe des deutschen Kaisers, auch seinerseits zu Deutschland hinneigte. Da es Bismarcks kluger und versöhnlicher Staatskunst gelang, auch mit Österreich wieder gute Beziehungen anzuknüpfen, Äs entstand im Jahre 1872 das Dreikaiserbündnis, das, solange es bestand, als ein Bollwerk des Friedens wirkte; in ihm nahm Deutschland die führende Stellung ein.
Da trat infolge der orientalischen Verwickelungen eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland ein. Seit
Die üuszere Politik des deutschen Reichs
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— 110 —
althergebrachten Vorrechte erbittert; die Bauern waren mit den bewilligten Erleichterungen nicht zufrieden und forderten mehr, als der Kaiser gewähren konnte. In den österreichischen Niederlanden,*) deren ständische Verfassung der Kaiser aufgehoben hatte, brach ein Aufstand aus (1790). Auch in Ungarn drohte ein Ausstand, und der Kaiser mußte alle seine Verordnungen für Ungarn widerrufen. Als er tiernahm, daß auch die Bauern, denen er so viel Gutes getan hatte, sich empören wollten, ries er aus: „Ich sterbe! ich müßte tiort Holz sein, wenn ich nicht stürbe!" Drei Wochen daraus starb der edle Kaiser (am 20. Februar 1790). Mit Recht hat man aus sein Denkmal in Wien die Inschrift gesetzt: „Joseph dem Zweiten, welcher für das gemeine Wohl nicht lange, aber ganz gelebt hat."
Xxii. Der Hlnlergang des Heiligen römischen Reiches deutscher Äatiön.
1. Der Fürstenbnnd.
Unter der Regierung Kaiser Josephs Ii. wurde der Zusammenhang des deutschen Reiches immer mehr gelockert. Joseph war bestrebt, zur Verstärkung seiner Hausmacht Bayern zu erwerben. Der Kurfürst Karl Theodor war bereit, gegen die Summe von 6 Millionen Mark einen großen Teil von Bayern abzutreten; dessen Erbe aber, der Herzog Karl von Pfalz-Zweibrücken, erhob auf Antreiben Friedrichs des Großen Einsprache dagegen. Joseph kehrte sich nicht daran; allein Friedrich, der jede Verstärkung Österreichs für eine Schwächung Preußens ansah, beschloß, den Absichten des Kaisers mit Waffengewalt entgegenzutreten, und sicherte sich die Unterstützung der Kaiserin Katharina von Rußland. So kam es im Spätjahr 1778 zum bayerischen Erbfolgekrieg, der nur wenige Monate dauerte. Es wurde keine Schlacht geschlagen, und die Soldaten hatten nichts zu tun, als Nahrungsmittel für sich und Futter für die Pferde aufzutreiben. Darum nannte man den Krieg spottweise den Kartoffelkrieg. Der Friede von Teschen machte ihm ein Ende 1779. Sechs Jahre darauf versuchte Kaiser Joseph abermals, feine Absichten auf Bayern durchzusetzen. Er machte mit dem Kurfürsten Kart Theodor einen Tauschvertrag; der Kurfürst sollte ganz Bayern an den Kaiser abtreten und dafür die österreichischen Niederlande ^— ungefähr das heutige Belgien — mit dem Titel eines Königs von Burgund erhalten. Nun schloß Friedrich Ii. mit den Kurfürsten von Sachsen und Hannover 'den Fürstenbund, dem fast alle geistlichen und weltlichen Fürsten des Reiches beitraten. Die Mitglieder des Fürstenbundes verpflichteten sich, dafür ein-
*) Belgien.
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— 114 —
jagte die französischen Heere aus Italien; allein der Sieg des Generals Bonaparte über die Österreicher bei Marengo (1800) und die Niederlage des Herzogs Johann bei Hohenlinden (1800) zwangen den Kaiser, den Frieden von Lüneville zu schließen, durch den Frankreich das ganze linke Rheinuser erhielt. Diejenigen weltlichen Fürsten, die Landbesitz aus dem linken Rhein-user verloren, wurden durch die Gebiete der geistlichen Fürsten und der Reichsstädte entschädigt. Von den geistlichen Fürstentümern wurde nur das Kurfürstentum Mainz, von den Reichs? städten Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Bremen und Lübeck erhalten. Die neue Ordnung der deutschen Verhältnisse wurde durch den sogenannten Reichs-Depntationshanptschlnß vom 25. Februar 1803 festgestellt.
4. Das Ende.
General Napoleon Bonaparte, seit 1799 Oberhaupt der französischen Republik, wurde 1804 zum erblichen Kaiser der Franzosen erhoben. Der deutsche Kaiser Franz Ii. und der Kaiser Alexander von Rußland schlossen (1805) mit England ein Bündnis gegen den Kaiser Napoleon. Zum großen Schaden der deutschen Sache lehnte Preußen die Teilnahme an dem Bündnisse ab und blieb neutral. Napoleon war wohlgerüstet; er eroberte in wenigen Wochen ganz Süddeutschland und zwang die Fürsten von Baden, Württemberg und Bayern, sich mit ihm zu verbinden. Der österreichische General Mack ließ sich bei Ulm mit 25 000 Mann schimpflich gefangen nehmen. Napoleon drang, fast ohne Widerstand zu finden, bis Wien vor und besiegte die vereinigten Österreicher und Russen in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz, 2. Dezember 1805. Jnsolge der Niederlage bei Austerlitz mußte Kaiser Franz Ii. den Frieden von Preßburg schließen, durch den er Tirol an Bayern, seine schwäbischen Besitzungen an Württemberg, den Breisgau und die Orten an an Baden abtrat. Bayern und Württemberg wurden Königreiche, Paden ein Kurfürstentum.
Am 12. Juli 1806 sagten sich, von Napoleon dazu gezwungen, sechzehn deutsche Fürsten, Bayern und Württemberg voran, von Kaiser und Reich los und schlossen den Rheinbund, dessen Beschützer — richtiger dessen Zwingherr — der Kaiser Napoleon war. Ihm hatten die verbündeten Fürsten ein Heer von 63000 Mann zu stellen und Gehorsam in allem zu leisten, wie er niemals dem Oberhaupte des deutschen Reiches geleistet worden war. Nun blieb dem letzten römisch-deutschen Kaiser nichts mehr übrig, als die Kaiserkrone niederzulegen. Er richtete ein Rundschreiben an sämtliche Fürsten des Reiches lind entband sie von allen Pflichten, die sie dem Kaiser und dem Reiche zu erfüllen hatten.
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108.
Die Unglcksjahre 18051807.
17
108. Die Unglcksjahre 18051807.
1. Der dritte Koalitionskrieg, 1805. Nachdem Napoleon, um Eng- 1805. land zu schaden, Hannover hatte besetzen lassen, schlo England mit fter-
reich und Rußland einen neuen Bund gegen Frankreich, während der friedliebende Friedrich Wilhelm Iii. noch dem Kriege fernbleiben zu knnen hoffte. Die franzsische Flotte wurde von den Englndern unter Nelson beim Vorgebirge Trafalgar vernichtet (Nelsons). Dagegen drang Napoleon, untersttzt durch die Fürsten von Baden, Wrttemberg und Bayern, in sterreich ein und besiegte die vereinigten sterreicher und Russen in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (2. Dezember) so entscheidend, da Kaiser Franz den Frieden zu Preburg schlo. Er mute Venetien an Frankreich, Tirol an Bayern und die schwbischen Be-sitznngen an Baden und Wrttemberg abtreten.
Napoleon hatte einen Teil seines Heeres widerrechtlich durch das preuische Ansbach marschieren lassen und dadurch die Geduld Friedrich Wilhelms auf eine harte Probe gestellt. Bald darauf machte der Zar Alexander I. auf der Reise zu seinem Heere einen Besuch in Berlin und bewog den König, zum Kriege gegen Frankreich zu rsten. Zunchst schickte Friedrich Wilhelm seinen Minister Hangwitz an Napoleon, um Genugtuung zu fordern. Statt dessen lie sich der unentschlossene Ge-sandte von Napoleon bis nach der Schlacht bei Austerlitz hinhalten und unterzeichnete dann einen Vertrag, wonach Preußen Ansbach an Bayern,
Kleve an Frankreich abtreten und dafr Hannover annehmen mute.
2. Auflsung des Heiligen Rmischen Reiches deutscher Nation, 1806. 1806.
Eine unmittelbare Folge des Krieges war der Rheinbund, den Napoleon mit fechzehn fdwestdentschen Fürsten schlo. Sie muten sich verpflichten,
ihren Protektor" im Kriege zu untersttzen, und erhielten dafr die in ihren Gebieten gelegenen Herrschaften kleiner Fürsten. Kaiser Franz legte nun die deutsche Kaiserkrone nieder und nannte sich nur noch Kaiser von sterreich, welchen Titel er schon 1804 angenommen hatte. So wurde das tausendjhrige Reich, das schon lngst kein Leben mehr hatte, begraben.
Stimmen, die sich der die neuen Zustnde freimtig uerten, unterdrckte Napoleon gewaltsam. Den Nrnberger Buchhndler Palm,
der die von einem unbekannten Verfasser herrhrende Flugschrift Deutsch-land in seiner tiefsten Erniedrigung" verbreitet hatte, lie er erschieen. E. M. Arndt, Professor in Greifswald, der in seinem Buche Geist der Zeit" das deutsche Volk zur Bekmpfung des Erbfeindes ermahnte, mute nach Schweden flchten.
8. Preuens Fall, 18061807. Die Kriegspartei in Preußen wurde immer strker. Auch die Knigin Luise stand auf ihrer Seite. Als nun
Christensen, Lehrbuch. Iv. Neubtg, 2
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62
Iii. Die Zeit des Deutschen Reiches.
127.
zu schneller Hilfe bereit ist. Als Kaiserin veranlate Augusta durch Preise, die sie aussetzte, die Vertreter der Heilkunde, sich ganz besonders den im Felde an sie herantretenden Aufgaben zuzuwenden. Unermdlich blieb sie in Werken der Barmherzigkeit, im Groen wie im Kleinen. Durch Wohlttigkeits- und Bildungsanstalten, die ihren Namen tragen, wird das Andenken der ersten Deutschen Kaiserin, einer Diakonissin im Purpur", erhalten.
b) Kronprinzessin Viktoria (gest. 1901) wetteiferte mit ihrer Schwiegermutter in der Frsorge fr die Verwundeten und Kranken. Daneben zeigte sie fr die Frderung der Bildung und Gesittung, namentlich fr die Ausbildung auf Erwerb angewiesener Mdchen und Frauen, ein warmes Interesse; Gelegenheit zu gewerblicher Ausbildung und Beschftigung bot der unter ihrem Schutze stehende Letteverein. Viel verdankt ihr das lange Zeit vernachlssigte deutsche Kunstgewerbe. Sie veranstaltete Sammlungen von Abbildungen und Ausstellungen frherer Erzeugnisse, und unter ihrer und ihres gleichgesinnten Gemahls Oberaufsicht wuchs das Berliner Kunstgewerbemuseum heran.
127. Deutschlands Stellung zum Ausland und auerdeutsche Ereignisse zur Zeit Wilhelms 1. Das Trauerjahr 1888.
1. Die Zeit des Dreikaiserbundes". Das Deutsche Reich verwandte seinen Einflu zur Erhaltung des Friedens unter deu Gromchte. Be-droht war der Friede durch die Republik Frankreich. Das reiche Land berwand schnell die Schden, die der Krieg gebracht, und arbeitete mit aller Anstrengung an der Ausbildung seiner Wehrkraft, um mglichst bald einen Rachekrieg gegen Deutschland zu führen und Elfa-Lothringen zurckzuerobern. Als Bundesgenossen hoffte man Rußland zu gewinnen. Hier herrschten noch recht unerfreuliche Zustnde. Zwar hatte Alexander Ii. die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben, aber ihre wirtschaftliche Lage hatte sich dadurch nicht wesentlich gebessert. Die unumschrnkte Re-gierungssorm, die Bestechlichkeit und die Betrgereien der Beamten, die Willkr der Polizei und der Gerichte und die vielen Steuern erregten groe Unzufriedenheit, und trotz aller Mhe und Sorgfalt der Polizei verbreiteten sich die Nihilisten (Anarchisten) der das ganze Land. Deutsch-feindlich waren die Panslawisten, deren Ziel die Vereinigung aller slawischen Völker unter russischer Herrschaft war. Doch blieb der Zar Alexander Ii. der berlieferung seiner Vorfahren treu; das freundschaftliche Verhlt-nis, das zur Zeit der Heiligen Allianz zwischen Preußen, sterreich und Rußland bestanden hatte, wurde erneuert und fand in mehrfachen Zu-)ammenfnften der Kaiser (Dreikaiserbund") seinen Ausdruck. Die deutsch-feindliche Partei in Rußland aber erhielt neue Nahrung durch den Russisch-Trkische Krieg.
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38
Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
halten, und man gelangte zu einem Einverstndnis. Aus den Beschlssen des Kongresses ging eine Neuordnung des europischen Staaten-systems hervor.
Gebtets- Rußland zunchst wurde der grte Teil des bisherigen Gro-
Verteilung. ^ r ,
Herzogtums Warschau zugesprochen.
Preußen erhielt von seinen frheren polnischen Besitzungen nur Posen, Thorn und Danzig zurck; es wurde dadurch entschdigt, da ihm die Hlfte des Knigreichs Sachsen, dazu w e st f l i s ch e Landesteile, die Rheinlande und S ch w e d i s ch - V o rp o m m er n zugewiesen wurden. Preußen blieb infolge dieser Anordnungen in zwei unzusammenhngende. Teile gespalten. Aber es wurde noch mehr als bis-her der beherrschende Staat Norddeutschlands; es war jetzt ein wahrhaft deutscher, nicht mehr ein halbslavischer Staat; es erhielt die Wacht zu-gleich an der Weichsel und am Rheine; seine wesentlichsten Interessen waren nicht verschieden von denen des gesamten Deutschlands.
Anders war die Entwicklung sterreichs. Tirol, Salzburg und die illyrischen Provinzen erhielt es zurck; dazu wurden ihm V e n e t i e n und die Lombardei zugesprochen, während es auf Belgien verzichtete. Sein Gebiet war jetzt Keffer abgerundet als vordem; aber es war ein nur teilweise deutscher, zum andern Teil slavisch-ungarisch-italienischer Staat; seine Interessen waren in wichtigen Be-ziehungen andere als die Deutschlands.
Bayern erhielt als Entschdigung sr Tirol und Salzburg die R h e i n p f a l z.
Holland wurde mit Belgien zu einem Knigreich der V e r e i n i g t e n Niederlande verbunden. Die Schweiz wurde fr neutral erklrt. Norwegen wurde mit Schweden durch Personalunion vereinigt. In Italien wurden die frheren Regierungen wiederhergestellt.
Die deutsche Die Hoffnung vieler Patrioten, da man die deutschen Staaten durch Sr0e' ein engeres Band zusammenfassen und ein neues deutsches Reich aus den Trmmern des alten erstehen wrde, erfllte sich nicht. Vergeblich trat S t e i n, der ebenfalls in Wien anwesend war, mit aller Tatkraft fr die deutsche Einheit ein. Nach Metternichs Ansicht lag eine Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs nicht in sterreichs Interesse; die Mittelstaaten ferner wollten mglichst wenig von der Souvernitt opfern, die ihnen Napoleon verliehen hatte; auch Preußen konnte sich einem Habsburgischen Kaiser unmglich unterordnen. So dauerte der deutsche Dualismus, der durch die Siege Friedrichs des Groen begrndet worden war, sort.
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Extrahierte Personennamen: Metternichs Napoleon Friedrichs
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12
Das Zettalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
die Napoleon sich rhmen konnte beendet zu haben, mit der Aufrichtung der Militrdiktatur.
13. Der zweite Koalitionskrieg. 1798 bis 1801. Inzwischen war gegen Frankreich, das durch die Ausdehnung seiner Macht das Gleichgewicht Europas bedrohte, eine neue Koalition entstanden; die Seele des neuen Bundes war der englische Minister Pitt, der Sohn des Staatsmannes, der einst den Bund mit Friedrich dem Groen geschlossen hatte. England, fter-reich und Rußland, wo seit dem Tode Katharinas Ii. ihr Sohn Paul I. regierte, waren die verbndeten Staaten. Preußen, wo seit 1797 der friedliebende Friedrich Wilhelm Iii. auf dem Throne sa, schlo sich von der Koalition aus.
Hohenlinden^ Anfangs kmpften die Verbndeten glcklich. 1800 aber trug Napo-1800. leon, nachdem er mit seinem Heere den groen St. Bernhard berschritten hatte, bei Marengo einen Sieg der die sterreicher davon, und am Schlu desselben Jahres siegte der General Moreau, der in Sddeutschland eingedrungen war, bei Hohenlinden stlich von Mnchen. Darauf wurden Verhandlungen angeknpft, die zu Beginn des Jahres 1801 zum Frieden von Lun 6 ville fhrten. In diesem wurde der Friede von Campoformio im allgemeinen besttigt; das linke Rheinufer wurde von neuem abgetreten.
14. Der Umsturz der deutschen Reichsverfassung. In der Friedens-urkunde war bestimmt worden, daff diejenigen deutschen Staaten, welche durch die Abtretung des linken Rheinufers einen Gebietsverlust erlitten, Entsch- aus dem rechten Ufer entschdigt werden sollten. Bei dem deutschen digungen. fcer noch immer in Regensburg tagte, wurden die Verhand-
lungen gefhrt; es war ein unwrdiges Schauspiel, wie so viele deutsche Fürsten sich um die Gunst bestechlicher franzsischer Staatsmnner be-warben, deren Frsprache entscheidend ins Gewicht fiel. Die Gebiete der geistlichen Fürsten wurden faft smtlich eingezogen (skularisiert), ebenso mit wenigen Ausnahmen die R e i ch s st d t e. So wurden zwei wichtige Glieder des alten Reichs ausgetilgt und die Reichsverfassung umge-
Ii. Die Aufrichtung der napoleonischen Weltherrschaft. 1799 1812.
Der zweite Koalitionskrieg und der Umsturz der deutschen Reichsverfassung.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Bernhard Marengo Moreau Campoformio
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europas England Katharinas Sddeutschland Rheinufers Regensburg